Gruppenprüfung im Assessment: Das Gruppensituationsverfahren
Gruppensituationsverfahren: Gruppendiskussion, Planspiel & Kurzvortrag
Das Gruppensituationsverfahren, kurz GSV, setzt sich aus den drei Prüfungskomponenten Gruppendiskussion, Planspiel und Kurzvortrag zusammen. Zu Beginn des GSV werden die künftigen Offiziersanwärterinnen und Offiziersanwärter zunächst in Gruppen, bestehend aus bis zu fünf Bewerbenden, eingeteilt. Ziel der Gruppenprüfung ist es, das individuelle Verhalten der Bewerberinnen und Bewerber vor und in der Gruppe zu testen. Während es in der Gruppendiskussion im wesentlichen darum geht, die eigene Position argumentativ zu vertreten und sich mit den verschiedenen Aspekten der Themenstellung auseinander zusetzen, ist beim Planspiel dann vor allem die konkrete Entschlussfassung und Entscheidung in der Gruppe gefragt, bevor das Gruppensituationsverfahren mit dem Kurzvortrag abschließt.
Gruppendiskussion (Krisenmanagement)
In der ersten Prüfungssituation im GSV wirst du mit deinen Mitstreitern eine Gruppendiskussion führen. Hier geht es primär darum, das alle Teilnehmenden (3 bis 5) für ein Problem eine möglichst gute Lösung finden sollen – wobei es dafür keine Musterlösung gibt. Für die Problemlösung hat die Gruppe 12 Minuten Zeit.
Bei der Gruppendiskussion wird ein bestimmtes Thema vorgegeben, wobei du eine bestimmte Rolle zugewiesen bekommst und von dieser nicht abweichen darfst. Eine mögliche Aufgabenstellung könnte wie folgt aussehen.
Beispiel
Orientieren wir uns an der Frage, ob Volksentscheide nach dem Schweizer Prinzip auch bei uns in Deutschland eingeführt werden sollen.
Ungeachtet deiner persönlichen Einschätzung und Meinung wird festgelegt, dass du einen Vertreter der Politik darstellen sollst. Dein vorgegebener Standpunkt ist die deutliche Aussprache gegen häufigere Bürgerentscheide.
- Hier könntest du als Beispiel für ein Kontra Argument anführen, dass eine häufigere Bürgerbeteiligung den Prozess der Gesetzgebung vehement bremsen könnte und somit jedes Thema durch einen Bürgerentscheid in die Länge gezogen würde.
- Ein Pro Argument, auf welches du dich vorbereiten solltest, könnte sein, dass Volksentscheide die Mitbestimmung des Volkes stärken.
Planspiel (Ressourcenknappheit)
Im zweiten Teil des Gruppensituationsverfahren steht das Planspiel an. Hier geht es um eingeschränkte Ressourcen, welche nicht für alle Mitglieder der Gruppe zu Verfügung stehen. Konkret bedeutet das für dich, deinen Anspruch auf die Ressource zu vertreten bzw. bei einen möglichen Verzicht angemessen entschädigt zu werden. Für die Aufgabenstellung erhält jeder Teilnehmende im Vorfeld eine Liste mit Argumente sowie Gegenargumente. Du kannst selbstverständlich auch eigene Schlussfolgerungen als Argumente einbringen. Das Ziel im Planspiel muss es sein, für alle Parteien eine vertretbare Lösung zu finden, mit der jeder zufrieden ist. Hierfür hat die Gruppe acht Minuten Zeit.
Die Rahmenbedingungen im Planspiel sind vorgegeben und müssen von der Gruppe erfüllt werden. Folglich muss einer der Teilnehmer auf die Teilnahme verzichten. Eine mögliche Aufgabenstellung könnte wie folgt aussehen.
Beispiel
Die Gruppe hat Karten für einen Kinofilm reserviert und bereits bezahlt.
Nun ist aufgrund eines technischen Defekts eine Karte zu wenig bezahlt und reserviert worden. Die Rückgabe oder Stornierung der Tickets ist nicht mehr möglich und der Kinofilm ist bereits restlos ausverkauft. Ein Teilnehmer aus der Gruppe kann folglich keine Eintrittskarte bekommen und den Film nicht schauen.
In dieser Phase ist es bedeutsam durch eine sachliche und durchdachte Argumentation zu erklären, dass du einer derjenigen sein solltest, der eine Eintrittskarte erhält.
- Mögliche Argumente hierfür könnten sein, dass du einer der wenigen bist, der den Film noch nicht gesehen hat oder dass es deine Idee war genau heute den Film anzusehen.
- Außerdem hast du die Karten bestellt und der Fehler lag nicht bei dir.
- Sollte deine Argumentation nicht helfen und die anderen sich quer stellen, bzw. bessere Argumente vorbringen, ist es auch möglich, rücksichtsvoll den Verzicht anzutreten, somit der Gruppe zu helfen und zu einer Lösung des Problems beizutragen.
Hinweis: Die Lösung des Problems ist wichtig, jedoch spielt auch in dieser Gruppenprüfung die Zusammenarbeit eine entscheidende Rolle.
Kurzvortrag
Im dritten und letzten Teil des GSV folgt ein Kurzvortrag, für den jede Bewerberin und jeder Bewerber ein Thema zugeteilt bekommt. Hier kann sich das Thema um das aktuelle Tagesgeschehen drehen oder aus dem Alltagsleben handeln. Damit du dich mit dem Thema intensiv auseinandersetzen kannst, hast du 25 Minuten Vorbereitungszeit. Danach musst du den Kurzvortrag vor den Mitbewerbenden möglichst frei halten. Um die Lösung des Problems darzustellen und zu begründen, solltest du nicht länger als 10 Minuten in Anspruch nehmen. Auch hier wirst du von der Prüfkommission beobachtet und bewertet.
Beim Kurzvortrag möchten die Prüfenden von dir sehen, dass du Probleme und Konflikte alleine lösen kannst und selbstständig zu einer Entscheidung findest. Außerdem ist es wichtig, dass du dein Vorgehen genau strukturierst und mit deiner Rhetorik überzeugst.
Beispiel
Organisiere eine Party für deine Freunde. Beachte jedoch, dass es verschiedene Interessenlager gibt, die alle unter einen Hut zu bringen sind.
Bei der Vorbereitung eines Kurzvortrages muss zunächst das Thema durchdacht und das Problem erkannt werden, um Klarheit über den Gegenstand und das Ziel des Vortrages zu gewinnen. Gehe daher wie folgt vor:
- Worum geht es im Thema?
- Was gehört zum Thema?
- In welchem größeren Zusammenhang steht das Problem?
- Welche Maßnahmen muss ich treffen, um das Problem zu lösen?
Bei der Erfassung des Themas geht es also darum, die verschiedenen Aspekte eines Problems zu erkennen und Lösungen zu schaffen.
Vorbereitung auf das Auswahlverfahren
Tipps und Empfehlungen
- Mit den beruflichen Zielen bei der Bundeswehr auseinandersetzen
- Eigene Schwächen und Stärken ausmachen
- Eine gute körperliche Fitness antrainieren
- Diverse Apps („Neuronation“, „Gehirnjogging“)
- Sprechübungen (Rhetorik)
- Online-Testtrainer Offizierslaufbahn für schriftliches und psychologisches Auswahlverfahren
Das Auswahlverfahren für die Laufbahn der Offiziere ist anspruchsvoll und mit hohen Anforderungen an die Bewerbenden verbunden. Nur wer Topergebnisse erzielt, wird später auch seinen gewünschten Studienplatz erhalten. Eine akribische Vorbereitung auf alle Testteile ist also nicht nur zu empfehlen, sondern ein absolutes Muss, um sich gegen die Konkurrenz durchsetzen zu können.
3 Tipps für die Gruppenaufgabe
1. Der erste Schritt beginnt im Kopf
Bleibe zu Beginn (die ersten 3 bis 5 Minuten) der Gruppenaufgabe eher zurückhaltend und nutze diese Zeit um zuzuhören. Höre dir erst einmal die Argumente deiner Gesprächsteilnehmer an und versuche deren Schlussfolgerungen zu verstehen. Überlege dir Gegenargumente oder nutze die Standpunkte deiner Mitstreiter für deine eigene Argumentation.
- Warte ab, welche Dynamik das Gespräch aufnimmt.
- Ist die Diskussion eher verhalten und stockt, bringst du neue Impulse und treibst somit das Gespräch ans Ziel.
- Ist die Diskussion eher stürmisch oder keiner will die Argumente des Vorredners aufnehmen, spielst du den Vermittler und zeigst einen neuen Weg zum Ziel auf.
2. Der richtige Moment für den Einstieg
Du hast jetzt den richtigen Moment erkannt und steigst in die Diskussionsrunde ein. Achte aber dabei, dass die Diskussion nur ans Ziel kommt, wenn du auf das bereits zuvor gesagte aufbaust. Sprich, beziehe das Argument deines Vorredners in deinen Beitrag mit ein. Den Standpunkt der anderen Teilnehmer zu Beginn deiner „Redezeit“ einzubauen zeigt außerdem, dass du deine Mitstreiter verstanden hast und an einem Konsens interessiert bist. Dein gut durchdachtes Argument kommt jedoch in dieser hitzigen Phase der Diskussion nur gut an, wenn du dein kurzes Zeitfenster für deine „Redezeit“ optimal nutzt. Halte dich dementsprechend kurz.
- Rede nicht lange herum, sondern bringe nach der Erwähnung deines Vorredners direkt dein Argument und begründe es anschließend.
- Wann immer möglich kannst du dein Argument auch mit einem lebhaften und passenden Beispiel untermauern, wodurch vielleicht sogar Gefühle aller Beteiligten geweckt werden.
- Da Diskussionen oft auch auf einer emotionalen Ebene geführt werden, ist ein solches Beispiel eine mächtige Waffe in der Gruppenaufgabe.
3. Das Ziel nicht aus den Augen verlieren
Jetzt weißt du wann und wie du dich in die Gruppenaufgabe einbringst. Aber was tust du, wenn dich jemand nicht ausreden lässt und dich beim sprechen unterbricht?
- Fällt dir jemand ins Wort, kannst du zuerst einmal mit etwas lauterer Stimme weiter sprechen und dich nicht unterbrechen lassen.
- Sollte dies nicht funktionieren, ist es völlig legitim die Person daran zu erinnern, dass du noch nicht fertig bist mit reden und jetzt an der Reihe bist. Das zeigt das nötige Durchsetzungsvermögen!
Du wirst während der gesamten Zeit beobachtet und jedes deiner Argumente wird bewertet. Bleibe sachlich und binde auch eher ruhigere Gruppenmitglieder mit ein. Schließlich könnt ihr die Prüfung nur gemeinsam bestehen. Bereite dich vor den Prüfungstagen auch nachrichtentechnisch vor und sei über das weltpolitische Geschehen informiert.
Was zeichnet ein Gruppensituationsverfahren aus?
Das Gruppensituationsverfahren ist ein Auswahlverfahren, das in der Bundeswehr sowie in vielen anderen Organisationen zur Auswahl von Bewerbenden für bestimmte Positionen angewendet wird. Es ist eine Methode, um die sozialen und kommunikativen Fähigkeiten, die Teamarbeit und das Verhalten in Gruppensituationen zu bewerten. Hier sind einige Informationen zum Gruppensituationsverfahren in der Bundeswehr:
Zweck: Das Gruppensituationsverfahren basiert darauf, die Fähigkeiten und Eigenschaften des Bewerbers zu beurteilen, die für die Arbeit im Team und in kooperativen Umgebungen wichtig sind. Dies ist besonders relevant für Positionen in der Bundeswehr, wo Teamarbeit, Zusammenarbeit und Kommunikation entscheidend sind.
Ablauf: Bei einem Gruppensituationsverfahren werden Bewerber in Gruppen zusammengebracht und mit einer bestimmten Aufgabe oder Problemstellung konfrontiert. Diese Aufgabe kann vielfältig sein, wie z. B eine Simulation einer Einsatzsituation, eine Diskussion über ein kontroverses Thema oder die Lösung eines gemeinsamen Problems.
Beobachtung: Während des Verfahrens werden die Bewerberinnen und Bewerber von Beobachtern oder Assessoren beobachtet. Diese achten auf verschiedene Aspekte, darunter die Fähigkeit zur Zusammenarbeit, die Art der Kommunikation, die Übernahme von Verantwortung, die Lösungsorientierung und die Fähigkeit, in stressigen Situationen angemessen zu reagieren.
Bewertungskriterien: Die Bewerbenden werden anhand vorab definierter Kriterien bewertet. Diese Kriterien können je nach Position und Anforderungsprofil variieren. Die Beobachter bewerten, wie die Bewerber interagieren, wie sie Informationen teilen, wie sie Konflikte bewältigen und wie sie zur Lösungsfindung beitragen.
Dauer und Format: Das Gruppensituationsverfahren kann je nach Organisation und Position unterschiedlich lange dauern. Es kann in Form eines Assessment Centers durchgeführt werden, bei dem der Bewerber oder die Bewerberin verschiedene Aufgaben in verschiedenen Runden bewältigen muss.
Bedeutung: Das Gruppensituationsverfahren ermöglicht es der Bundeswehr, Frauen und Männer mit den richtigen sozialen und kommunikativen Fähigkeiten auszuwählen, um sicherzustellen, dass sie gut in das Team und die organisatorische Kultur passen. Es trägt dazu bei, effektive und kooperative Teams zu bilden.
Vorbereitung: Bewerbende können sich auf das Gruppensituationsverfahren vorbereiten, indem sie ihre Teamarbeit, Kommunikationsfähigkeiten und ihre Fähigkeit zur Problemlösung verbessern. Es ist wichtig, authentisch zu sein und sich aktiv in die Gruppensituation einzubringen.
Insgesamt bietet das Gruppensituationsverfahren der Bundeswehr eine Möglichkeit, die Fähigkeiten der Bewerberinnen und Bewerber in realistischen Umgebungen zu bewerten und sicherzustellen, dass die ausgewählten Kandidaten gut in das Team passen und die Anforderungen der Position erfüllen können.
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