Die Artillerietruppe der Bundeswehr
Auftrag und Organisation der Artillerie
Die Artillerie des Heeres gilt als entscheidende Kampfunterstützungstruppe, wobei ihre Hauptwaffensysteme die Panzerhaubitze 2000 und der Raketenwerfer MARS II sind. Sie ermöglicht der Kampftruppe, Feinde aus großer Entfernung und in unterschiedlichsten Szenarien zu bekämpfen. Für die Koordination vor Ort sorgt das Joint Fire Support Team, das sich aus Artilleriebeobachtern und weiterem Fachpersonal zusammensetzt und eng mit anderen Teilstreitkräften und verbündeten Armeen kooperiert. Mit fortgeschrittenen Aufklärungsmöglichkeiten kann die Artillerie bei allen Witterungsbedingungen operieren. Aktuell besteht sie aus etwa 5.000 Soldaten, wobei der General der Artillerie an ihrer Spitze steht und auch die zentrale Ausbildungseinrichtung in Idar-Oberstein leitet.
Die Artillerietruppe setzt zur genauen Ziel- und Bestimmung eine Kombination aus Augenerkennung, Radargeräten und fliegenden Systemen ein. Mithilfe des ADLER-Netzwerkes werden Zieldaten effizient zwischen Aufklärung und Waffensystemen übertragen, was eine prompte Zielbekämpfung ermöglicht. Im „System Artillerie“, einem Verbund von Führung, Aufklärung und Wirkung, entfaltet die Artillerie ihre volle Wirksamkeit, besonders in Kooperation mit anderen Teilstreitkräften und verbündeten Armeen. Mit ihrer modernen Ausrüstung bleibt die Artillerie ein zentraler Bestandteil der Landstreitkräfte.
Netzwerkzentrierten Kriegsführung
Was die Artillerie in jüngster Zeit besonders revolutioniert hat, ist die fortschreitende digitale Vernetzung. Hierdurch können mittels modernster Aufklärungssysteme, Drohnen und Sensoren, feindliche Bewegungen und Positionen in Echtzeit erfasst werden. Dies führt zu einem schnellen und zielgenauen Reagieren auf potenzielle Bedrohungen. Diese Integration von Aufklärung und Feuerkraft fällt in den Bereich der „Netzwerkzentrierten Kriegsführung“, die das Schlachtfeld des 21. Jahrhunderts prägt.
Standorte der Artillerietruppe
Die Standorte der Artillerietruppe der Bundeswehr haben sich im Laufe der Jahre durch Umstrukturierungen, Veränderungen und Modernisierungsmaßnahmen der Bundeswehr verändert. In Idar-Oberstein befindet sich die Artillerieschule, die zentrale Ausbildungseinrichtung für die Artillerietruppe der Bundeswehr. Weitere Standorte der Artillerie sind:
- Artillerielehrbataillon 325 (Munster/Niedersachsen)
- Artillerielehrbataillon 345 (Idar-Oberstein/Rheinland-Pfalz)
- Artilleriebataillon 131 (Weiden in der Oberpfalz/Bayern)
- Artilleriebataillon 295 (Stetten am kalten Markt/Baden-Württemberg)
Die Ausbildung in der Artillerietruppe
Die Artillerietruppe der Bundeswehr bietet eine Vielzahl von Ausbildungsmöglichkeiten, je nachdem, welche Rolle und Position man innerhalb der Truppengattung anstrebt. Die Grundausbildung ist dabei für alle Soldaten ähnlich, aber danach spezialisiert sich die Ausbildung je nach Aufgabengebiet.
Grundausbildung:
- Die dreimonatige Grundausbildung ist für alle neuen Soldaten der Bundeswehr verpflichtend und findet in der Regel im jeweiligen Eintrittsstandort statt. Sie vermittelt grundlegende militärische Fähigkeiten und Kenntnisse.
Fachliche Ausbildung in der Artillerietruppe:
- Geschützführer: Hier lernt der Soldat, wie er ein Artilleriegeschütz wie die Panzerhaubitze 2000 bedient und führt.
- Feuerleitpersonal: Diese Ausbildung konzentrierte sich darauf, wie Feuerleitanweisungen für die Artilleriegeschütze erstellt und weitergegeben werden.
- Artillerieaufklärer: Sie werden darauf spezialisiert, feindliche Ziele ausfindig zu machen und deren Positionen an die Artillerieeinheiten weiterzugeben.
Artillerieschule in Idar-Oberstein:
- Hier findet die spezielle Ausbildung für die Artillerietruppe statt. Die Schule bildet Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften in allen Belangen der Artillerie aus, von der Technik über die Taktik bis hin zu Simulationsübungen.
Weiterführende Ausbildungen:
- Joint Fire Support Teams (JFST): Hier werden Artilleriebeobachter, vorgeschobene Beobachter und Fliegerleittrupps in gemeinsamen Teams ausgebildet, um effektiv im Gefecht zusammenzuarbeiten.
- Technische Ausbildung: Da die Waffensysteme der Artillerie hochkomplex sind, gibt es spezielle Kurse, in denen Soldaten den Umgang und die Wartung der Systeme lernen.
- Zusammenarbeit mit anderen Teilstreitkräften: Die Artillerie arbeitet oft eng mit der Luftwaffe, der Marine und verbündeten Armeen zusammen, daher gibt es auch spezielle Ausbildungsgänge, in denen diese interdisziplinäre Zusammenarbeit geschult wird.
Offiziersausbildung:
- Wer eine Karriere als Offizier in der Artillerietruppe anstrebt, durchläuft die Offiziersausbildung an der Offiziersschule des Heeres in Dresden, gefolgt von einer spezialisierten Ausbildung an der Artillerieschule in Idar-Oberstein und weiteren Lehrgängen.
Diese Übersicht zeigt die Vielfalt der Ausbildungsmöglichkeiten in der Artillerietruppe. Es ist jedoch zu beachten, dass die genaue Ausbildungsgestaltung je nach Bedarf der Bundeswehr und aktuellen Entwicklungen angepasst wird.
Voraussetzungen und Bewerbung
Die Artillerietruppe der Bundeswehr bietet verschiedene Karrierewege, je nachdem, ob man als Mannschaftsdienstgrad, Unteroffizier oder Offizier dienen möchte. Für jeden dieser Wege gelten unterschiedliche Voraussetzungen. Hier eine Übersicht über die allgemeinen Voraussetzungen und den Bewerbungsprozess:
Allgemeine Voraussetzungen:
- Deutsche Staatsangehörigkeit: im Sinne des Artikels 116 des Grundgesetzes.
- Mindestalter: In der Regel ab 17 Jahren mit Zustimmung der Erziehungsberechtigten, sonst ab 18 Jahren.
- Schulbildung: Abhängig von der angestrebten Laufbahn. Für Offiziere wird oft das Abitur oder die Fachhochschulreife vorausgesetzt, während für Mannschaften und Unteroffiziere der Haupt- oder Realschulabschluss ausreichen kann.
- Gesundheitliche Eignung: Bewerbende müssen eine medizinische Untersuchung bestehen, um die physische und psychische Eignung für den Militärdienst nachzuweisen.
Bewerbungsprozess:
- Online-Bewerbung: Die Bewerbung kann über das Karriereportal der Bundeswehr eingereicht werden. Hier müssen alle relevanten Daten und Dokumente hochgeladen werden.
- Beratungsgespräch: Vor der Bewerbung wird ein Beratungsgespräch in einem Karrierecenter der Bundeswehr geführt. Hier erhält man Informationen über den Dienst in der Artillerietruppe und die verschiedenen Karrieremöglichkeiten.
- Auswahlverfahren: Je nach angestrebter Laufbahn findet ein Auswahlverfahren statt. Dies setzt sich aus verschiedenen Eignungstests, einer sportlichen Prüfung, Interviews und medizinischen Untersuchungen zusammen.
- Einplanung und Einberufung: Nach erfolgreicher Bewerbung und Bestehen aller Tests wird der Bewerbende eingeplant und für einen bestimmten Zeitpunkt zur Grundausbildung einberufen.
Heereslogistiktruppe bietet verschiedene Karrieremöglichkeiten
In der Artillerietruppe der Bundeswehr gibt es verschiedene Karrierewege, die jeweils unterschiedliche Anforderungen und Entwicklungsmöglichkeiten bieten. Die grundlegenden Einstiegsmöglichkeiten sind:
Mannschaften:
- Als Soldat auf Zeit oder freiwilliger Wehrdienstleistender beginnen Sie in der Regel als Mannschaftsdienstgrad. Die Laufbahn bietet grundsätzliche Einführungen in militärische Tätigkeiten und spezielle Ausbildungen in der Artillerie.
Unteroffiziere:
- Unteroffiziere mit und ohne Portepee sind für spezialisierte Aufgaben und die Führung kleinerer Einheiten zuständig. Sie erhalten eine umfassende militärische und fachliche Ausbildung und können später auch für die Ausbildung von Mannschaften und Unteroffizieren verantwortlich sein.
Feldwebel:
- Feldwebel nehmen eine Schlüsselstellung in der Truppe ein und sind oft für die Ausbildung und Führung von Soldaten verantwortlich. Es besteht die Möglichkeit, eine zivile Berufsausbildung neben der militärischen Laufbahn zu absolvieren.
Offiziere:
- Die Offizierslaufbahn ist die höchste Laufbahn in der Bundeswehr und erfordert ein Studium an der Universität der Bundeswehr oder einer anderen Kooperationsuniversität. Offiziere sind für die Planung, Führung und Ausbildung in der Artillerietruppe verantwortlich und haben die Möglichkeit, bis in die höchsten Führungspositionen aufzusteigen.
Spezialisten:
- Für bestimmte Fachaufgaben, wie beispielsweise Instandhaltung der Waffensysteme oder IT-Management, können auch zivile Fachkräfte als Reservisten oder direkt als Berufssoldaten eingestellt werden.
Weiterbildung und Spezialisierung:
- Unabhängig von der Laufbahn gibt es zahlreiche Möglichkeiten zur Weiterbildung und Spezialisierung, beispielsweise in den Bereichen Aufklärung, Feuerleitung oder als Joint Fire Support Teams (JFST).
Internationale Möglichkeiten:
- Durch die Beteiligung an internationalen Missionen und Übungen eröffnen sich auch Möglichkeiten für eine internationale Karriere, beispielsweise in NATO-Strukturen oder bei den Vereinten Nationen.
Die Artillerietruppe bietet auch vielfältige Karrieremöglichkeiten, die von der Ausbildung über Fach- und Führungsaufgaben bis hin zu internationalen Einsätzen reichen.
Die Ausrüstung der Artillerie
Die Ausrüstung der Artillerietruppe der Bundeswehr ist darauf ausgelegt, maximale Feuerkraft über große Entfernungen zu liefern, um damit eigene Truppen zu unterstützen und den Feind zu bekämpfen. Für ihre Aufgaben nutzt die Artillerie diverse Rad- und Kettenfahrzeuge, einschließlich dem Fennek-Spähwagen und dem Marder-Schützenpanzer. Ihre Hauptbewaffnung besteht aus der hochmodernen Panzerhaubitze 2000 und dem Raketenwerfer MARS. Darüber hinaus setzt sie auf Beobachtungs- und Aufklärungstechnik, darunter Radarsysteme wie COBRA und ABRA, ergänzt durch Drohnen für die Luftaufklärung.
Panzerhaubitze 2000 (PzH 2000):
- Ein selbstfahrendes Artilleriegeschütz mit einer Reichweite von bis zu 40 km (abhängig von der Munitionsart).
- Es ist bekannt für seine hohe Feuerrate und Präzision.
- Die PzH 2000 kann sowohl gegen gepanzerte als auch ungepanzerte Ziele eingesetzt werden und verfügt über verschiedene Munitionstypen.
Raketenwerfer MARS II (MLRS):
- MARS steht für „Mittleres Artillerie-Raketen-System“.
- Es kann einen Raketenbeschuss auf Gebiete von der Größe eines Fußballfeldes in einer Entfernung von bis zu 80 km durchführen.
- Es hat die Fähigkeit, verschiedene Raketenarten und Munition zu verschießen, einschließlich streumunitionsfreier Raketen.
Artilleriebeobachtungsradar COBRA:
- COBRA (Counter Battery Radar) ist ein System zur Ortung feindlicher Geschütze, Mörser und Raketenwerfer.
- Es kann die Position des feindlichen Feuers schnell und genau bestimmen und damit das eigene Artilleriefeuer zur Bekämpfung leiten.
Artilleriebeobachtungsradar ABRA:
- Spezialisiertes Radar zur Erfassung von Artilleriegeschoss-Flugbahnen.
- Ermittelt Abschussort und Einschlagpunkt der Geschosse.
- Erhöhte Präzision und Reaktion der eigenen Artillerie.
- Reduziert die Reaktionszeit auf feindlichen Beschuss.
- Beinhaltet fortschrittliche Sensoren und Algorithmen.
- Bietet den Truppen einen Informationsvorsprung im Gefecht.
Schützenpanzer Marder 1:
- Der Marder 1 ist der Hauptkampfpanzer der deutschen Grenadiere.
- Bewaffnet mit einer 20 mm Maschinenkanone.
- Zusätzlicher Milan-Panzerabwehr-Raketenwerfer möglich.
- Besatzung: Fahrer, Kommandant, Schütze und bis zu sechs Infanteristen.
- Hoher Schutz gegen Minen, chemische Waffen und Panzerabwehrwaffen.
- Wurde durch den Schützenpanzer Puma ersetzt.
Spähwagen Fennek:
- Der Spähwagen Fennek ist ein hochmobiler Radpanzer (4×4 Antrieb) und wird hauptsächlich zur Aufklärung eingesetzt.
- Bewaffnet mit einem Maschinengewehr (zB MG3) oder Granatmaschinenwaffe.
- Ausgestattet mit hochmodernen Sensoren und Kamerasystemen.
- Periskop ermöglicht Beobachtung aus Deckung.
- Geringe Infrarotsignatur für Tarnung.
- Dreiköpfige Besatzung: Fahrer, Richtschütze, Kommandant.
- Schutz gegen ABC-Waffen und Minen.
- Einsatz in verschiedenen Rollen dank Modularität.
Die Bundeswehr investiert kontinuierlich in die Modernisierung ihrer Ausrüstung, um sicherzustellen, dass die Artillerietruppe auch weiterhin den Anforderungen moderner Kriegsführung gewachsen ist.
Fandest du diesen Beitrag hilfreich?
stock.adobe.com/filmbildfabrik