Die Scharfschützen der Bundeswehr
Scharfschützen bei der Bundeswehr
Ein Scharfschützenteam der Bundeswehr besteht aus Spotter und Schützen, die eng zusammenarbeiten. Während der Spotter die Zielentfernung, Neigung, Wind- und Wetterdaten berechnet und dem Schützen Daten zur Gewehreinstellung gibt, sorgt der Schütze für die Ausführung des Schusses. Abweichungen in der Entfernungsbestimmung können bei Entfernungen von ca. 1.000 Meter erhebliche Unterschiede verursachen. Beide Soldaten haben identische Ausbildungen und Fähigkeiten. Bei längeren Einsätzen wechseln sie sich in ihren Rollen ab, wobei der erfahrenere in der Regel als Spotter agiert.
Scharfschützen müssen sich sicher im Gelände orientieren können, wobei sie Karte, Kompass und optische Hilfsmittel nutzen. Sie erkennen und identifizieren Ziele über verschiedene Distanzen und melden diese. Das Anwenden von Tarnung, gefechtsmäßiges Bewegen und Feuerkampf sind ebenfalls wesentliche Fähigkeiten. Oftmals eigenständig agierend, beherrschen sie alle Aspekte des Gefechtsdienstes. Als unerlässlicher Teil von Missionen fungieren sie als vorgeschobene Beobachter und unterstützen den Kommandeur.
Aufgaben eines Scharfschützen: Unsichtbar, Lautlos, Präzise
Die Scharfschützen der Bundeswehr übernehmen spezifische und anspruchsvolle Aufgaben innerhalb des militärischen Gesamtkonzepts. Ihre Ausbildung und Ausrüstung sind darauf ausgerichtet, diese Aufgaben mit höchster Präzision auszuführen. Zu den Hauptaufgaben der Scharfschützen gehören unter anderem:
Zielbekämpfung auf Distanz: Scharfschützen haben die Fähigkeit, einzelne Ziele, wie feindliche Befehlshaber oder Kommunikationseinrichtungen, aus großer Entfernung mit hoher Präzision zu bekämpfen.
Aufklärung: Durch ihre Fähigkeit, sich unauffällig und geduldig zu verhalten, sind Scharfschützen oft auch in der Rolle von Beobachtern. Sie können Informationen über Feindbewegungen, -stärke und -positionen sammeln und an ihre Einheit weitergeben.
Störung des Gegners: Selbst ohne tatsächlich zu schießen, kann die bloße Präsenz oder der Verdacht auf Scharfschützenaktivitäten den Feind in seiner Bewegungsfreiheit und seinen Operationen erheblich stören.
Gefechtsfeldbeleuchtung: Einige Scharfschützenteams verfügen über die Ausrüstung und Fähigkeiten, um Bereiche des Gefechtsfeldes für nächtliche Operationen zu beleuchten.
Kräfteschonung: Das gezielte Ausschalten bestimmter feindlicher Schlüsselpersonen kann den Bedarf an breit angelegten Angriffen reduzieren und so eigene Kräfte schonen.
Training und Beratung: Erfahrene Scharfschützen können auch als Ausbilder und Berater für andere Einheiten innerhalb der Bundeswehr oder verbündeter Streitkräfte dienen.
Scharfschützen arbeiten oft unter extremen Bedingungen, erfordern hohe physische und mentale Ausdauer und sind ständigem Druck ausgesetzt. Die Ausbildung zum Scharfschützen bei der Bundeswehr ist dementsprechend intensiv und anspruchsvoll.
Hohe Anforderungen an die Scharfschützen der Bundeswehr
Ein versierter Scharfschütze zeichnet sich nicht nur durch seine Schießfähigkeiten aus, sondern auch durch körperliche Fitness, Geduld und Beobachtungstalent. Wesentlich ist seine Fähigkeit, sich unbemerkt dem Ziel zu nähern. Mit Hilfe des Ghillie-Suits, den er kontinuierlich an die Umgebung anpasst, bleibt er unentdeckt. Das Training für die verdeckte Annäherung ist ein zentrales Element ihrer Ausbildung, sowohl im Bataillon als auch an der Infanterieschule in Hammelburg. Dort absolvieren alle Scharfschützen des Heeres ihren endgültigen Lehrgang, nachdem die Grundausbildung am Heimatstandort stattgefunden hat. In der abschließenden Prüfung müssen sie sich einem Ziel unbemerkt nähern, schießen und sich ebenso unauffällig zurückziehen – alles unter den wachsamen Augen des Prüfers. Fehler sind erlaubt, aber wiederholte Entdeckungen führen zum Ausschluss.
Bundeswehr Scharfschützen: Geduld, Gelassenheit, Einzelaufträge
Wer sich als Scharfschütze bei der Bundeswehr ausbilden lässt, muss nicht nur präzise auf 1.000 Meter schießen können, sondern auch Geduld, Beobachtungsgabe und Teamfähigkeit mitbringen. Während der Annäherung, die mehrere Stunden in Anspruch nehmen kann, und die Wartezeit bis zum Schuss müssen sie konzentriert bleiben. Es ist entscheidend, die Umgebung genau zu analysieren, um Feinde, Sprengfallen oder natürliche Hindernisse zu erkennen. Faktoren wie Wetter und Entfernung zum Ziel müssen ebenfalls berücksichtigt werden. Scharfschützen arbeiten stets im Zweier-Team. Ein weiterer Aspekt ihrer Ausbildung ist das Anfertigen von detaillierten Geländeskizzen. Dabei müssen sie versteckte Objekte auf Distanzen zwischen 100 und 1.000 Metern identifizieren und exakt in ihren Skizzen einzeichnen, die ihnen und ihrem Spotter als Grundlage dienen.
Im Einsatz handeln Scharfschützen eigenständig und werden direkt von den Kompaniechefs beauftragt. Oft sind sie bis zu 72 Stunden von ihrer Einheit getrennt und tragen dabei bis zu 60 Kilogramm Ausrüstung, inklusive Waffen, Kommunikationsmittel, Wasser und Nahrung. Sie müssen dabei unentdeckt bleiben, da Entdeckung sie zum Ziel macht. Im Gegensatz zu anderen Truppengattungen konzentrieren sich die Scharfschützen hauptsächlich auf Überwachungsaufgaben, wie das Verhindern von feindlichen Aktionen oder das Ausschalten von gegnerischen Scharfschützen und militärischen Führungskräften. Mit wenigen Mitteln können sie effektiv und weitreichend feindliche Gegenkräfte vorgehen.
Scharfschützengewehre der Bundeswehr
Die Standardausrüstung der Scharfschützen in der Bundeswehr besteht aus dem Scharfschützengewehr G22A2 und dem großkalibrigen G82. Diese Gewehre ermöglichen es den Schützen, Ziele auf Distanzen von deutlich mehr als 1.000 Metern mit hoher Präzision zu treffen. Für den Stadtkampf wird oft das erweiterte Sturmgewehr G28 eingesetzt. Das G22 ist ein manuell nachladbares Gewehr, was zu höherer Präzision im Vergleich zu Selbstladegewehren führt. Diese höhere Genauigkeit wird dadurch erreicht, dass keine automatische Verschlussbewegung die Ausrichtung der Waffe stört. Die Schützen nutzen Zielfernrohre, um ihre Schüsse auf das Ziel auszurichten.
Scharfschützengewehr G22A2
Das Scharfschützengewehr G22A2 ist eine Weiterentwicklung des bereits bei der Bundeswehr eingeführten G22. Es handelt sich dabei um ein hochpräzises Scharfschützengewehr, das insbesondere für den Einsatz bei mittleren bis längeren Distanzen konzipiert wurde. Das G22 basiert auf dem AWSM (Arctic Warfare Super Magnum) von Accuracy International aus Großbritannien. Das A2 stellt eine verbesserte Version dieses Gewehrs für die spezifischen Anforderungen der Bundeswehr dar. Es handelt sich um ein Repetiergewehr, was bedeutet, dass nach jedem Schuss manuell nachgeladen wird.
Das G22A2 weist mehrere wesentliche Neuerungen auf: Es verfügt über eine fortschrittlichere Zieloptik und eine Mündungsbremse, die den Rückstoß halbiert, was die Schützenpräzision steigert. Zur Erhöhung der Nachtkampffähigkeiten kann ein Nachtsichtvorsatz, das NSV 80, am Zielfernrohr angebracht werden. Zusätzlich bietet es erweiterte Anpassungsmöglichkeiten, etwa ein verstellbares Wangenpolster und ein höhenverstellbares Zweibein. Eine beleuchtete Libelle zeigt eine Verkanten der Waffe an, und das reduzierte Abzugsgewicht erhöht die Treffgenauigkeit. Das Upgrade-Set beinhaltet nützliches Zubehör wie einen Signaturdämpfer, einen Rotpunktvisier und einen Ballistikrechner mit integriertem Wettermessgerät, der die Flugbahn des Projektils präzise prognostiziert.
G22A2 Technische Daten:
Kaliber | 7,62×67 mm (.300 Win Mag) |
Rohrlänge | 66 cm |
Gewicht (Gewehr mit Zubehör) | 9,3 kg |
Zielpoptik | 5 bis 25-fache Vergrößerung |
Anfangsgeschwindigkeit des Geschosses | 885 m/s |
Kampfentfernung | max. 1.100 Meter |
Magazin | 5 Patronen |
Gewehr G28
Das G28 ist ein halbautomatisches Selbstladegewehr, das die Lücke zwischen Sturmgewehr und Scharfschützengewehr schließt. Mit einem Zielfernrohr von drei bis 20-facher Vergrößerung eignet es sich besonders gegen feindliche Heckenschützen, gefährliche Einteilung und technische Ziele auf Gefechtsfahrzeugen. Für den Nahkampf gibt es einen Rotpunktvisier. Das Gewehr hat ein Magazin für 20 Schuss im Kaliber 7,62 x 51 mm, ist beidhändig nutzbar und nachtkampftauglich. Es verfügt über verstellbare Wangen- und Schulterstützen sowie ein höhenverstellbares Zweibein.
Das G28 ist ein Selbstlader und bietet damit im Vergleich zu Repetiergewehren einen schnelleren Schussfolgevorteil. Das Gewehr kann mit diversen Anbauteilen, wie beispielsweise Bipods, Schalldämpfern oder weiterem Zubehör, individuell konfiguriert werden. In der Bundeswehr wird das G28 sowohl von regulären Einheiten als auch von Spezialkräften genutzt, insbesondere wenn ein Gleichgewicht zwischen Präzision und Schussfolge gefragt ist.
G28 Technische Daten:
Kaliber | 7,62×51 mm NATO |
Rohrlänge | 42,1 cm |
Gewicht mit gefülltem Magazin | 7,7 kg |
Zielpoptik | 3 bis 20-fache Vergrößerung |
Schussweite | max. 800 Meter |
Magazin | 10/20 Patronen |
Scharfschützengewehr G82
Das G82 ist ein halbautomatisches Präzisionsgewehr, das zur Bekämpfung technischer und gut geschützter Ziele wie leichtere Panzerungen eingesetzt wird. Es hat eine große Reichweite, die die Leistungsgrenzen anderer Handwaffen übertrifft. Ausgestattet mit einem Zielfernrohr, Zweibein, Tragegriff und abnehmbarem Gurt, bietet das Zielfernrohr eine Vergrößerung von sechs bis 24-fach. Für den Transport und die Lagerung wird das Gewehr in einem luft- und wasserdichten Behälter aufbewahrt. Zusätzliches Zubehör wie ein Auflagekissen, eine Wangenauflage und eine Gummimatte für das Zweibein ermöglichen den Soldaten eine optimale Handhabung.
Das G82 verwendet das Kaliber .50 BMG (Browning Machine Gun), welches eine enorme Durchschlagskraft besitzt. Das macht es besonders effektiv gegen gepanzerte Fahrzeuge und auch gegen technische Anlagen wie Funkstationen oder Radarstationen. Das Gewehr verwendet ein halbautomatisches Rückstoßladesystem. Es hat einen massiven Zylinderbolzen, der für die Handhabung der großen .50 BMG-Patrone ausgelegt ist. Aufgrund seiner hohen Durchschlagskraft und Reichweite wird das G82 nicht nur als Anti-Personen-Scharfschützengewehr eingesetzt, sondern auch als Anti-Material-Gewehr, um gepanzerte Fahrzeuge oder technische Anlagen aus der Entfernung zu bekämpfen.
G82 Technische Daten:
Kaliber | 12,7 × 99 mm NATO (.50 BMG) |
Rohrlänge | 73,8 cm |
Gewicht | 12,9 kg |
Zielpoptik | 6 bis 24-fache Vergrößerung |
Anfangsgeschwindigkeit des Geschosses | 853 m/s |
Schussweite | max. 1.800 Meter |
Magazin | 10 Patronen |
Scharfschützengewehr G29
Das G29 ist ein mittelreichweitiges Scharfschützengewehr für die Spezialkräfte des Heeres. Es hat ein Zielfernrohr mit Rotpunktvisier und eine fünf- bis 25-fache Vergrößerung, wodurch Ziele bis zu 1.500 Metern erfasst werden können. Dank seines größeren Kalibers bietet es eine stabilere Flugbahn und höhere Geschossenergie, ideal für extreme Witterungsbedingungen. Das Gewehr verfügt über ein einklappbares Zweibein, eine verstellbare Schulterstütze und weitere Ausstattung wie einen Laserentfernungsmesser mit Zielbeleuchter. Das Magazin fasst zehn Patronen im Kaliber 8,6 x 70 mm.
Das G29 wird von der Firma C.G. Haenel hergestellt, die auf eine lange Tradition in der Waffenherstellung zurückblicken kann. Es besitzt ein modulares Design, was bedeutet, dass Teile je nach Anforderung ausgetauscht werden können. Das Gewehr wurde speziell für Einsätze unter extremen Bedingungen entwickelt. Es kann sowohl in heißen Wüstenregionen als auch in kalten Gebirgsregionen eingesetzt werden.
G29 Technische Daten:
Kaliber | 8,6×70 mm (.338 Lapua Magnum) |
Rohrlänge | 68,5 cm |
Gewicht | 7,9 kg |
Zielpoptik | 5 bis 25-fache Vergrößerung |
Schussweite | max. 1.500 Meter |
Magazin | 10 Patronen |
Ausrüstung und Technik der Scharfschützen
Scharfschützen der Bundeswehr sind Spezialisten, die aufgrund ihrer spezifischen Aufgaben eine besondere Ausrüstung benötigen. Diese Ausrüstung ist darauf ausgerichtet, sie so unauffällig, präzise und effizient wie möglich zu machen. Bei einer Aufklärungsmission kann die Ausrüstung eines Scharfschützen bis zu 60 Kilogramm betragen. Diese schwere Ausrüstung muss über lange Distanzen transportiert werden. Außerdem muss der Scharfschütze während des Einsatzes mit Hunger und Erschöpfung klarkommen.
Tarnkleidung und Ghillie-Anzug: Ein Ghillie-Anzug ist eine spezielle Tarnkleidung, die Scharfschützen dabei hilft, sich in ihrer Umgebung zu verstecken. Er ist oft mit Materialien wie Gras, Blättern und anderen natürlichen Gegenständen aus der Umgebung des Scharfschützen verziert.
Kommunikationsmittel: Funkgeräte und andere Kommunikationsmittel ermöglichen es dem Scharfschützen, mit seinem Beobachter oder seiner Einheit in Kontakt zu bleiben.
Tarnnetz: Ein Tarnnetz kann verwendet werden, um den Scharfschützen und seine Position weiter zu verbergen.
Bipod (Zweibein): Ein stabiles Zweibein, das an der Waffe befestigt wird und beim Zielen für zusätzliche Stabilität sorgt.
Rucksack und Überlebensausrüstung: Aufgrund der autonomen Natur ihrer Missionen müssen Scharfschützen oft autark sein. Tragen Sie daher Nahrung, Wasser und andere Überlebensausrüstung bei sich.
Nachtsicht- und Wärmebildgeräte: Diese Geräte ermöglichen es dem Scharfschützen, bei Nacht oder bei schlechten Lichtverhältnissen zu arbeiten.
Entfernungsmesser: Ein Laserentfernungsmesser hilft dem Scharfschützen, die Entfernung zu seinem Ziel genau zu bestimmen.
Karten, Kompass und GPS: Für die Navigation und das Verständnis des Geländes.
Persönliche Schutzausrüstung: Wie Helm, Schutzbrille und Ballistikweste.
Verschiedenes Zubehör: Dies kann Ballistikrechner, Wetterstationen (zum Messen von Windgeschwindigkeit und -richtung, Temperatur usw.) und andere spezielle Ausrüstung beinhalten.
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