Die Streitkräfte der Bundeswehr: Organisation und Aufgaben
Die Organisation der Bundeswehr
Rund 182.000 Soldatinnen und Soldaten bilden die Streitkräfte der Bundeswehr und sind auf insgesamt sechs militärische Bereiche verteilt. Sie gehören entweder einer der drei Teilstreitkräfte an – Heer, Luftwaffe und Marine oder sind in einem der Organisationsbereiche – die Streitkräftebasis, der zentrale Sanitätsdienst und Cyber- und Informationsraum tätig.
Die militärischen Organisationsbereiche unterstützen mit ihren Fähigkeiten die Teilstreitkräfte bei der Erfüllung ihrer Aufgaben. Umfang und Struktur der Streitkräfte richten sich nach den Aufgaben, die ihnen die Politik zuweist, müssen aber auch finanzielle und demografische Rahmenbedingungen berücksichtigen.
Bundeswehr der Zukunft: Neue Struktur der Bundeswehr
Die neu vorgestellte Struktur der Bundeswehr unter Verteidigungsminister Boris Pistorius reflektiert eine bedeutende Anpassung an die gegenwärtigen und zukünftigen sicherheitspolitischen Herausforderungen. Die Einführung einer vierten Teilstreitkraft, dem Cyber- und Informationsraum (CIR), ist ein entscheidender Schritt, der die wachsende Bedeutung von Cyber-Verteidigung und Informationstechnologien im modernen militärischen Kontext hervorhebt. Diese Maßnahme deutet darauf hin, dass Deutschland seine Fähigkeiten in diesen Bereichen erheblich stärken und eine robuste Infrastruktur für die Verteidigung gegen Cyberangriffe und die Kriegsführung im Informationsraum aufbauen will.
Die Umstrukturierung umfasst auch die Gründung eines neuen Operativen Führungskommandos, das die Aufgaben des Einsatzführungskommandos und des Territorialen Führungskommandos übernehmen soll. Dies soll eine effizientere und effektivere Befehlsstruktur für sowohl Auslandsmissionen als auch Inlandseinsätze schaffen. Das Operative Führungskommando wird vermutlich eine zentrale Rolle in der Koordination und der schnellen Reaktion auf Sicherheitsherausforderungen sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene spielen.
Die Integration der Streitkräftebasis und des Zentralen Sanitätsdienstes in ein neues Unterstützungskommando ist ebenfalls ein bedeutender Schritt, der darauf abzielt, die logistische, medizinische und administrative Unterstützung innerhalb der Bundeswehr zu vereinheitlichen und zu stärken. Diese Integration soll die Effizienz und die Effektivität der unterstützenden Dienste verbessern, was wiederum die gesamte Einsatzbereitschaft der Bundeswehr erhöht.
Diese strukturellen Änderungen sind Teil der Strategie „Bundeswehr der Zeitenwende“, die darauf abzielt, die Kriegstüchtigkeit der Truppe mit Blick auf den Kernauftrag der Landes- und Bündnisverteidigung zu verbessern. Dieser Schritt zeigt, dass die Bundeswehr ihre Fähigkeiten an die veränderten Sicherheitsanforderungen anpasst, was insbesondere im Kontext der wachsenden globalen und regionalen Spannungen von Bedeutung ist. Durch die Anpassung an neue Kriegsführungstechnologien und die Verstärkung der inneren und äußeren Verteidigungsfähigkeit positioniert sich Deutschland als starker und adaptiver Partner innerhalb seiner Bündnisse.
Die Teilstreitkräfte der Bundeswehr
Die drei Teilstreitkräfte der Bundeswehr sind Heer, Luftwaffe und Marine. Als Bestandteil der Streitkräfte ist eine Teilstreitkraft hauptsächlich zu Kampfhandlungen in einer Dimension bestimmt: das Heer am Boden, die Luftwaffe in der Luft und die Marine zur See. Derweil sind die Aufgabenbereiche jedoch nicht mehr so streng unterteilt und die Teilstreitkräfte müssen in der Lage sein schnell und flexibel dimensionsübergreifend agieren zu können. Seit April 2017 werden die Teilstreitkräfte durch ein Kommando geführt:
- Das Kommando Heer mit Sitz in Strausberg ist der Stab des Inspekteurs des Heeres.
- Das Kommando Luftwaffe teilt sich auf die beiden Standorte Berlin-Gatow – den Dienstsitz des Inspekteurs der Luftwaffe – und Köln-Wahn auf.
- Das Marinekommando steuert von Rostock aus die deutschen Seestreitkräfte.
Heer
Das Heer ist die größte Teilstreitkraft innerhalb der Bundeswehr. Die Soldatinnen und Soldaten des Heeres übernehmen unterschiedlichste Aufgaben in Truppengattungen wie Artillerie, Panzertruppe oder Heeresfliegertruppe. Unter anderem werden sie als Aufklärer, Gebirgsjäger, Fallschirmjäger, Kampfmittelspezialisten, Logistikprofis oder Kommandosoldaten eingesetzt. Hierbei handelt es sich um anspruchsvolle aber auch abwechslungsreiche Berufe, die mit körperlichen und geistigen Herausforderungen verknüpft sind.
Lufwaffe
Die Luftwaffe ist eine der drei Teilstreitkräfte der Bundeswehr und verfügt unter anderem über Flugabwehrraketen, Kampfflugzeuge, Hubschrauber, fliegende Aufklärungssysteme und Transportflugzeuge. Hauptaufgabe der Luftwaffe ist die Überwachung des deutschen Luftraums mit Radarflug- und Leitzentralen. Für die Sicherstellung der Lufthoheit hält sie zudem reaktionsfähige Jagdflugzeugverbände bereit. Aber auch am Boden leisten die Soldatinnen und Soldaten der Luftwaffe wichtige Aufgaben wie z. B als Fluglotsen, Radarelektronikerinnen, Luftfahrzeugmechaniker, IT-Spezialistinnen, Lufttransportexperten oder Luftwaffensicherer.
Marine
Die Marine verfügt neben Ubooten, Fregatten, Korvetten und Versorgungsschiffen auch über Flugzeuge und Hubschrauber, um die Hoheitsgewässer, die Seegebiete und die Verkehrs- und Handelswege im deutschen Seeraum zu schützen. Darüber hinaus ist die Marine auch an allgemeinen Teilaufgaben der Streitkräfte beteiligt wie z. B. im elektromagnetischen Spektrum bei Kampf und Aufklärung, strategischen Transport, Ausbildung und Übung der Truppen. Bei der Marine arbeiten die Soldatinnen und Soldaten unter anderem als Antriebstechniker/-innen, Schiffsärzte, IT-Spezialisten, Kampfschwimmer, Elektrotechniker/-innen, Schiffsmechaniker/-innen oder Rettungsflieger/-innen.
Die Organisationsbereiche der Bundeswehr
Neben den drei Teilstreitkräften gibt es noch die militärischen Organisationsbereiche in der Bundeswehr. Diese unterstützen mit ihren Fähigkeiten die Teilstreitkräfte bei der Erfüllung ihrer Aufträge. Die Soldatinnen und Soldaten der militärischen Organisationsbereiche sind in der Streitkräftebasis (Unterstützungsleistungen), im zentralen Sanitätsdienst (medizinische Versorgung) und im Cyber- und Informationsraum (Aufklärung und Wirkung im Informationsraum) tätig. Auch die Organisationsbereiche werden von einem Kommando geführt:
- Das Kommando Streitkräftebasis ist die höchste Führungsebene der Streitkräftebasis. Seit der Aufstellung zum 1. Oktober 2012 ist es in Bonn beheimatet.
- Das Kommando Sanitätsdienst ist im Rahmen der Neuausrichtung der Bundeswehr seit 1. Oktober 2012 in Koblenz angesiedelt.
- Das Kommando Cyber- und Informationsraum wurde am 5. April 2017 aufgestellt und ist in Bonn beheimatet.
Streitkräftebasis
Die Streitkräftebasis ist ein Teil der Bundeswehr, der als Dienstleiter andere Bereiche wie Heer, Luftwaffe und Marine bei ihren Aufgaben unterstütz. Die Soldatinnen und Soldaten der Streitkräftebasis fassen unterschiedliche Aufgaben von Sicherheitsdiensten bis hin zur Bereitstellung von Waren und Gütern zusammen. Mit ihren Kernkompetenzen wie Logistik, ABC-Abwehr, Ausbildung oder Feldjäger, sind sie unter anderem als Personenschützer/-innen, Fahrlehrer, Redakteure, Chemiker oder Hundeführer/-innen im Einsatz.
Sanitätsdienst
Kernaufgabe des Sanitätsdienst ist die Gesundheit der Soldatinnen und Soldaten im In- und Ausland zu schützen, zu erhalten und wiederherzustellen. Insbesondere für Soldatinnen und Soldaten, die bei Auslandseinsätze gesundheitliche Gefahren ausgesetzt sind, ist der Sanitätsdienst unabdingbar. Neben Ärztinnen und Ärzten, die für die Rundumversorgung auf höchster fachlicher Ebene sorgen, werden viele weitere medizinische Fachkräfte benötigt wie z. B. Notfallsanitäter/-innen, Gesundheits- und Krankenpfleger/-innen, medizinisch-technische Assistentinnen, Apotheker oder Laborant/-innen.
Cyber- und Informationsraum
Der Cyber- und Informationsraum ist dafür verantwortlich Deutschland mit digitalen Mitteln und Fähigkeiten zu verteidigen. Bei den Soldatinnen und Soldaten dreht sich alles um Dimension Information. Sie betreiben und schützen die IT der Bundeswehr, wie im Inland als auch im Einsatz. Die Kernkompetenzen liegen in der Aufklärung und Wirkung im Cyber- und Informationsraum. Zudem unterstützt die CIR mit ihren Geoinformationswesen alle anderen Bereiche der Bundeswehr.
Die Organisation der Bundeswehrverwaltung
Ebenso ein Teil der Organisation der Bundeswehr ist die Bundeswehrverwaltung. Laut dem Artikel 87b des Grundgesetzes, muss der Personal- und Sachbedarf der Truppe durch eine zivile Verwaltung gedeckt sein. Zu den zivilen Organisationsbereichen der Bundeswehr gehören der Bereich Personal, der Bereich Personal, der Bereich Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung (AIN) sowie der Bereich Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen (IUD). Weiter zählen die Militärseelsorge und die Rechtspflege zum nicht-militärischen Teil der Organisation der Bundeswehr.
Dienststellen und Standorte
Für eine reibungslose Organisation der Bundeswehr sorgen zudem jede Menge Dienststellen, die dem ranghöchsten Soldaten der Truppe, dem Generalinspekteur der Bundeswehr, direkt und truppendienstlich unterstehen. Darunter zählen nicht zuletzt das Luftfahrtamt, das Planungsamt sowie das Bundesamt für den Militärischen Abschirmdienst. Knapp 1.500 Liegenschaften unterhält die Bundeswehr im In- und Ausland. Allein in Deutschland umfassen die Standorte der Bundeswehr eine Fläche von rund 263.000 Hektar. Insgesamt verwaltet der Organisationsbereich Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen knapp 33.000 Gebäude an den Standorten der Bundeswehr.
Ein Überblick zu den Standorten der Bundeswehr findest du hier.
Fandest du diesen Beitrag hilfreich?
stock.adobe.com/Photoshooter