Die Heeresfliegertruppe der Bundeswehr
Auftrag und Organisation der Heeresflieger
Die Heeresfliegertruppe ist der zentrale Akteur für Luftbeweglichkeit im Heer und ermöglicht die luftgestützte Aufklärung, Kampfunterstützung und den Transport von Personal, Material und Verletzten. Ihr Schlachtruf „Nach vorn!“ unterstreicht den proaktiven und zielgerichteten Charakter der Einheit und symbolisiert ihre Mission und ihren Geist. Als Hauptvertreter der Luftbeweglichkeit und des Lufttransports im Heer, sind die Einsatzverbände der Heeresflieger in der Division Schnelle Kräfte gebündelt. Zu dieser Division gehören direkt ein Kampfhubschrauberregiment und zwei Transporthubschrauberregimenter. Das Herzstück ihrer Ausbildung bildet das Internationale Hubschrauberausbildungszentrum in Bückeburg, eine topmoderne Einrichtung, die nicht nur deutsche,
Die Heeresflieger besitzen etwa 200 Hubschrauber, verteilt auf fünf Standorte in Deutschland und ein Ausbildungszentrum in Frankreich. Sie unterstützen alle Truppengattungen und arbeiten oft mit anderen Streitkräften zusammen. Heeresflieger können gemischte Verbände mit verschiedenen Maschinen bilden, die in Einsatzgebieten nationalen Befehlshabern unterstehen. Das Führungspersonal muss daher mit allen Waffensystemen vertraut sein. Ihre Effizienz zeigt sich besonders bei schnellen Operationen, bei denen sie durch ihre Mobilität im allgemeinen Kampf und in feindlichen Gebieten agieren. Zudem sind Heeresflieger für ihre Flexibilität in unterschiedlichsten Missionen, von Friedensoperationen bis zu Rettungseinsätzen, bekannt und müssen dabei oft extremen Bedingungen trotzen.
Die Heeresflieger nach der Wiedervereinigung
Nach der Wiedervereinigung wurden die Bundeswehrhubschrauber der Nationalen Volksarmee (NVA), insbesondere die Modelle Mil Mi-8 und Mil Mi-24, außer Betrieb genommen. Die ehemaligen NVA-Einheiten wurden in Heeresfliegerstaffeln umgewandelt, und 1994 wurden alle Transporthubschrauberverbände in der Heeresfliegerbrigade 3 in Mendig vereint. 1997 entstand die Luftmechanisierte Brigade 1 in Fritzlar, die später in Luftbewegliche Brigade 1 umbenannt wurde und das Heer erstmals mit schnell verlegbaren, luftbeweglichen Infanteriekräften ausstattete.
2012 gab es bedeutende Veränderungen: Der Hubschrauber CH-53 wechselte zur Luftwaffe, und die Heeresfliegertruppe erlebte eine Reduzierung um über 50 % von Personal und Material der Truppengattung. Die Bo 105 Hubschrauber wurden hauptsächlich in Celle konzentriert. 2016 wurden die Bo 105 außer Dienst gestellt und das Ausbildungszentrum C in Celle aufgelöst. Ein kleiner Teil des UH-1D Hubschraubers wurde in Niederstetten für SAR-Einsätze belassen.
Heeresfliegertruppe Standorte
Die Heeresfliegertruppe der Bundeswehr ist an verschiedenen Standorten in Deutschland stationiert. Hauptstandort der Heeresfliegertruppe ist Internationale Hubschrauberausbildungszentrum in Bückeburg. Das Zentrum gehört zu den fortschrittlichsten Schulungseinrichtungen der Bundeswehr und ist international als Expertenzentrum für die Ausbildung von Hubschrauberpiloten bekannt. Darüber hinaus gibt es noch weitere kleinere Standorte und Einrichtungen, an denen Personal und Einheiten der Heeresfliegertruppe stationiert oder tätig sind.
- Transporthubschrauberregiment 10 „Lüneburger Heide“ (Faßberg/Niedersachsen)
- Kampfhubschrauberregiment 36 „Kurhessen“ (Fritzlar/Hessen)
- Transporthubschrauberregiment 30 (Niederstetten/Baden-Württemberg)
Die Ausbildung in der Heeresfliegertruppe
Die Ausbildung in der Heeresfliegertruppe der Bundeswehr ist speziell auf die Bedürfnisse und Anforderungen des fliegerischen Dienstes sowie der Unterstützung von Bodenoperationen ausgerichtet und findet an verschiedenen Standorten in Deutschland statt. Die Pilotenausbildung ist intensiv und umfasst sowohl Theorie als auch praktische Flugstunden:
- Grundausbildung: Wie jede Soldatin und jeder Soldat der Bundeswehr durchlaufen auch vorangehende Heeresflieger eine Grundausbildung, in der sie mit den allgemeinen militärischen Fertigkeiten und Kenntnissen vertraut gemacht werden.
- Theoretische Ausbildung: Hier werden die angehenden Piloten in Fachgebieten wie Meteorologie, Navigation, Aerodynamik und Flugzeugtechnik geschult.
- Flugpraktische Ausbildung: Sie beginnt mit der Grundlagenausbildung auf Schulungshubschraubern. Nach Abschluss dieser Phase spezialisieren sich die Flugschüler auf einen bestimmten Hubschraubertyp, beispielsweise Transporthubschrauber oder Kampfhubschrauber.
- Internationales Hubschrauberausbildungszentrum (IHAZ) in Bückeburg: Dies ist das Kernstück der Hubschrauberpilotenausbildung in der Bundeswehr. Hier werden nicht nur deutsche, sondern auch internationale Piloten ausgebildet. Das Zentrum ist für seine moderne Ausrüstung und erstklassige Schulung bekannt.
- Weiterführende Ausbildungen: Je nach Bedarf und Entwicklungen in der Truppe gibt es diverse weiterführende Kurse und Spezialisierungen, z. B. für Nachtflüge, Gebirgsflüge oder spezielle Taktiken.
Einsatz- und taktische Schulung: Dabei geht es vor allem darum, die Piloten auf reale Einsätze vorzubereiten und sie in der Lage zu versetzen, ihre Maschinen unter Kampfbedingungen effektiv einzusetzen.
Die Ausbildung in der Heeresfliegertruppe ist anspruchsvoll und erfordert sowohl physische als auch mentale Fitness. Sie bereiteten die Soldaten darauf vor, in unterschiedlichen Einsatzszenarien und unter verschiedensten Bedingungen zu agieren.
Voraussetzungen und Bewerbung
Die Bewerbung und Einstellung bei der Heeresfliegertruppe der Bundeswehr, insbesondere wenn man sich für die Laufbahn eines Hubschrauberpiloten interessiert, unterliegt besonderen Anforderungen und Voraussetzungen:
Grundlegende Voraussetzungen:
- Deutsche Staatsangehörigkeit: im Sinne des Artikels 116 des Grundgesetzes.
- Mindestalter: In der Regel ab 17 Jahren mit Zustimmung der Erziehungsberechtigten, sonst ab 18 Jahren.
- Schulbildung: Abhängig von der angestrebten Laufbahn. Für Offiziere wird oft das Abitur oder die Fachhochschulreife vorausgesetzt, während für Mannschaften und Unteroffiziere der Haupt- oder Realschulabschluss ausreichen kann.
- Gesundheitliche Eignung: Insbesondere für Pilotenanwärter gibt es strenge medizinische Anforderungen.
- Online-Bewerbung: Auf dem Karriereportal der Bundeswehr kann man sich über offene Stellen informieren und sich online bewerben.
- Karriereberatung: Vor der eigentlichen Bewerbung muss ein Termin bei einem Karriereberater der Bundeswehr vereinbart werden. Hier erhält man detaillierte Informationen zum gewünschten Werdegang und kann offene Fragen klären.
- Auswahlverfahren: Nach erfolgreicher Bewerbung folgt ein mehrstufiges Auswahlverfahren, das, abhängig von der gewünschten Laufbahn, verschiedene Tests, Gespräche und medizinische Untersuchungen umfasst.
Auswahlverfahren für Hubschrauberpiloten:
- Fliegerärztliche Untersuchung: Diese muss erfolgreich abgeschlossen werden. Es werden beispielsweise die Sehfähigkeit, das Hörvermögen und die allgemeine physische und psychische Gesundheit überprüft.
- Eignungstest fliegerischer Dienst: Beinhaltet psychologische Tests, Tests zur Überprüfung der räumlichen Vorstellung, der Hand-Augen-Koordination und anderer für das Fliegen relevanter Fähigkeiten.
Vielfältige Karrieremöglichkeiten in der Heeresfliegertruppe
Die Heeresfliegertruppe der Bundeswehr bietet eine Vielzahl von Karrieremöglichkeiten, sowohl für Flug- als auch Bodenpersonal. Die Entwicklungsmöglichkeiten sind abhängig von der jeweiligen Einstiegslaufbahn und den persönlichen Qualifikationen. Hier sind einige Karrieremöglichkeiten innerhalb der Heeresfliegertruppe:
Hubschrauberpilot:
- Offizierslaufbahn: Beginnt mit einer Grundausbildung, gefolgt von einer spezialisierten Ausbildung zum Hubschrauberpiloten. Offiziersanwärter durchlaufen die Offizierschule des Heeres und absolvieren danach ihre fliegerische Ausbildung.
Technisches Personal:
- Luftfahrzeugtechniker: Zuständig für die Wartung und Reparatur von Hubschraubern.
- Luftfahrzeugelektroniker: Fokus auf Elektronik und Avioniksysteme der Hubschrauber.
- Bodenpersonal: Unterstützt bei der Vorbereitung und Durchführung von Flugmissionen.
Flugbetriebs-/Verkehrsoffizier:
- Überwacht und koordiniert den fliegerischen Betrieb auf dem Flugplatz und stellt sicher, dass alle fliegerischen Regeln eingehalten werden.
Aufklärungs- und Drohnenoperatoren:
- Bedienen und überwachen unbemannte Luftfahrzeuge für Aufklärungs- und Überwachungsaufgaben.
Führungsposition:
- Nach mehrjähriger Erfahrung und weiterer Qualifikation besteht die Möglichkeit, in höhere Führungspositionen, wie Staffelführer oder Kommandeur eines Hubschraubergeschwaders, aufzusteigen.
Spezialisten:
- Flugrettungsmediziner: Spezialisierte Mediziner, die bei Rettungseinsätzen mit Hubschraubern eingesetzt werden.
- Logistik: Verantwortlich für die Versorgung und Verfügbarkeit von Ersatzteilen, Treibstoffen und anderen Materialien.
- Kommunikations- und Informationssysteme: Spezialisten, die sicherstellen, dass die Kommunikations- und Informationssysteme der Heeresfliegertruppe einwandfrei funktionieren.
Weiterbildungsmöglichkeiten:
Innerhalb der Bundeswehr gibt es zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten, sowohl in fachlicher als auch in überfachlicher Hinsicht. Dies ermöglicht den Soldatinnen und Soldaten, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln und neue Qualifikationen zu erwerben.
Die Hubschrauber der Heeresfliegertruppe
Die Heeresfliegertruppe der Bundeswehr ist für den Einsatz und die Wartung verschiedener Hubschraubertypen verantwortlich. Den Heeresfliegern stehen drei Hubschraubermuster zum Erfüllen unterschiedlichster Aufgaben zur Verfügung, von Kampfeinsätzen bis hin zu logistischer Unterstützung und medizinischer Evakuierung.
- Kampfhubschrauber Tiger: Dies ist der primäre Kampfhubschrauber der Bundeswehr. Er wurde speziell für Aufklärungs-, Angriffs- und Unterstützungsmissionen entwickelt. Der Tiger ist mit einer Vielzahl von Waffensystemen ausgestattet und bietet modernste Avionik und Sensortechnologie.
- Mehrzweckhubschrauber NH-90: Ein Mehrzweckhubschrauber, der sowohl in einer taktischen Transportversion (TTH) als auch in einer maritimen Version (NFH) für die Marine existiert. Bei den Heeresfliegern wird er hauptsächlich für den Transport von Truppen und Material verwendet.
- Schulungshubschrauber EC 135: Während der zwölfmonatigen Grundausbildung für Hubschrauberführer erlernen die Flugschüler auf dem EC 135 Schulungshubschrauber, einen Helikopter nach Sichtflugregeln zu steuern.
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