Das deutsche Heer: Kern der Landstreitkräfte
Der Auftrag des Heeres
Das Deutsche Heer bildet zusammen mit der Marine und der Luftwaffe die drei Teilstreitkräfte der Bundeswehr. Es ist dafür zuständig, die territoriale Integrität Deutschlands zu schützen, internationale Friedensmissionen zu unterstützen und bei Bedarf die Bündnispartner im Rahmen der NATO zu verteidigen. Etwa 60.000 Soldatinnen und Soldaten sind beim Deutschen Heer aktiv. Ihr Auftrag erfordert es, in den verschiedensten geografischen, klimatischen und kulturellen Regionen weltweit zu kämpfen, zu schützen, zu helfen und zu vermitteln. Dabei legt das Heer großen Wert darauf, die Werte und Normen des Grundgesetzes zu respektieren und umzusetzen. Die Führungsphilosophie des Heeres wird von den Prinzipien der Inneren Führung und den Grundsätzen der Auftragstaktik geprägt.
Das Heer ist in verschiedene Divisionen, Brigaden, Regimenter und Bataillen gegliedert und verfügt über eine breite Palette von Waffensystemen und Ausrüstung, um seine Aufgaben zu erfüllen. Es ist auch in der Lage, mit anderen Teilstreitkräften und internationalen Partnern zusammenzuarbeiten, um eine effektive und vielseitige Verteidigung zu gewährleisten.
Die Aufgaben des Heeres
Das Heer beherrscht ein breites Spektrum an Aufgaben, das von intensiven Gefechten bis hin zu multinationalen Stabilisierungsoperationen, Ausbildungsunterstützung und Nothilfe reicht. Es stellt einsatzbereite Kräfte sowohl für die Verteidigung des eigenen Landes und der Bündnispartner als auch für internationale Konfliktverhütung und Krisenbewältigung zur Verfügung. Egal ob es sich um humanitäre Einsätze weltweit oder um den Schutz des Heimatlandes und die Hilfe bei Katastrophen handelt, das Heer leistet einen wesentlichen Beitrag.
Die Aufgaben des Heeres umfassen unter anderem:
- Landesverteidigung: Das Heer hat die Hauptverantwortung für die Verteidigung des deutschen Territoriums und seiner Bürgerinnen und Bürger. Es stellt sicher, dass die Souveränität Deutschlands gewahrt bleibt und bereit ist, im Fall einer äußeren Bedrohung angemessen zu reagieren.
- Bündnisverteidigung: Als Mitglied der NATO ist das Deutsche Heer verpflichtet, seine Bündnispartner zu unterstützen und im Rahmen der kollektiven Verteidigung zusammenzuarbeiten. Es trägt dazu bei, die Sicherheit und Stabilität im Bündnisgebiet zu gewährleisten.
- Internationale Einsätze: Das Heer beteiligt sich an internationalen Friedensmissionen und Kriseneinsätzen. Es kann in Konfliktregionen weltweit entsandt werden, um zur Stabilisierung, Konfliktverhütung und humanitären Hilfe beizutragen.
- Katastrophenhilfe und Nothilfe: Das Deutsche Heer unterstützt die zivilen Behörden bei Naturkatastrophen, schweren Unfällen oder anderen Notlagen im Inland. Es leistet Hilfe zur Rettung von Menschenleben und zur Sicherung der Infrastruktur.
- Ausbildung und Unterstützung: Das Heer ist auch für die Ausbildung von Soldaten und für die Unterstützung anderer Streitkräfte oder ziviler Organisationen verantwortlich. Es kann dabei helfen, Streitkräfte anderer Länder zu schulen und auszubilden.
- Territoriale Verteidigung: Das Heer unterstützt die zivilen Behörden bei der Verteidigung des Landes im Inland. Dazu gehören Maßnahmen wie Objektschutz und die Unterstützung der Polizei bei besonderen Herausforderungen.
Besonders hervorzuheben ist die Bereitschaft und Fähigkeit der Soldatinnen und Soldaten des Heeres, im Kampf eingesetzt zu werden. Sie sind stets mittendrin und auch in Situationen, die heikel und gefährlich sein können, bereit, ihren Beitrag zu leisten.
Truppengattungen des Heeres
Jede Truppengattung der Soldatinnen und Soldaten verfügt über einzigartige Fähigkeiten und Kompetenzen, die sie zu einem starken und erfolgreichen Team machen. Zusammenarbeit ist entscheidend für ihren Erfolg. Um den verschiedenen Anforderungen gerecht zu werden, sind sie mit spezieller Ausrüstung ausgestattet. Manchmal steht dabei besondere Technologie im Vordergrund, während es in anderen Situationen um Fahrzeuge oder Bewaffnung geht. Die verwendete Ausrüstung ist ein charakteristisches Merkmal für die erfolgreiche Erfüllung der Aufträge durch die jeweilige Truppengattung.
Die Truppengattungen im Überblick
Die Soldatinnen und Soldaten des Heeres haben vielfältige Aufgaben in verschiedenen Truppengattungen wie Artillerie, Panzertruppe und Heeresfliegertruppe. Sie erfüllen eine Vielzahl von Rollen, darunter Aufklärer, Gebirgsjäger, Fallschirmjäger, Kampfmittelspezialisten, Logistikexperten und Kommandosoldaten. Diese Berufe sind sowohl anspruchsvoll als auch abwechslungsreich und erfordern sowohl körperliche als auch geistige Herausforderungen.
Panzertruppen
Infanterie
Heeresaufklärungstruppe
Pioniertruppe
Heeresfliegertruppe
Artillerietruppe
Heereslogistiktruppe
Spezialkräfte
Fernmeldetruppe
Sanitätsdienst des Heeres
Dienstgrade des Heeres
Gemäß der Zentralen Dienstvorschrift A-1420/24 mit dem Titel „Dienstgrade und Dienstgradgruppen“ werden die Dienstgrade der Bundeswehr in sieben Kategorien eingeteilt: Mannschaften, Unteroffiziere ohne Portepee, Unteroffiziere mit Portepee, Leutnante, Hauptleute, Stabsoffiziere und Generale. Die niedrigsten Dienstgrade sind die Mannschaften, während die Hierarchie bis zu den Generälen reicht. Sowohl im Heer als auch in der Luftwaffe sind die Dienstgrade identisch, wobei sie sich nur durch die zusätzlichen Schwingen bei der Luftwaffe unterscheiden. Für Marineuniformträger gelten abweichende Dienstgradbezeichnungen.
Die Fähigkeiten der Heeressoldaten
In sämtlichen Truppengattungen des Heeres sind die besonderen Fähigkeiten der Heeressoldaten vorhanden. Sie dienen der Landes- und Bündnisverteidigung und können in bestimmten Situationen und Einsätzen im In- und Ausland auf klare rechtliche Grundlagen hingezogen werden. Das Deutsche Heer ist somit eine wichtige Säule der Bundeswehr und trägt dazu bei, die Sicherheit Deutschlands, seiner Bürgerinnen und Bürger sowie seiner Bündnispartner zu gewährleisten und internationale Stabilität und Frieden zu fördern.
Verteidigung Europas
Die Hauptaufgabe der Bundeswehr besteht darin, die Bundesrepublik Deutschland gegen potenzielle Gegner zu verteidigen und die Sicherheit ihrer Bürgerinnen und Bürger zu gewährleisten. Während des Kalten Krieges drohten sich die Streitkräfte direkt an der Grenze gegenüber den Truppen des Warschauer Paktes. Heutzutage hat sich der Fokus der Verteidigungsaufgaben nach Osten verschoben, und die Bundeswehr wacht gemeinsam mit ihren Partnern und Verbündeten in der NATO und der Europäischen Union über die EU-Außengrenzen, um potenzielle Gegner abzuschrecken.
Bei der Landesverteidigung spielt das Heer eine bedeutende Rolle und verfügt über spezielle Fähigkeiten in den Bereichen Führung, Aufklärung, Unterstützung und Gefecht einzelner Heeresverbände. Diese Fähigkeiten sind notwendig, um sich an unterschiedliche Bedingungen wie klimatische Verhältnisse, Geländebeschaffenheit und die Größe des zu verteidigenden Raumes anzupassen. Die Bundeswehr und ihre Heeresverbände sind bestrebt, die kollektive Bündnisverteidigung effektiv zu gewährleisten und die Sicherheit des Landes sowie die Stabilität der Europäischen Union zu schützen.
Unterstützung bei Katastrophen
Jede Soldatin und jeder Soldat wird in Maßnahmen geschult, die bei einem ABC-Alarm (Alarm für Atomare, biologische und chemische Kampfstoffe) ergriffen werden müssen. Die ABC-Abwehr ist eine wichtige Fähigkeit, die auch in allen Einsätzen eine Rolle spielt. Die Bundeswehr unterstützt außerdem bei nationalen Katastrophenfällen wie Großbränden, Hochwasser oder Schneekatastrophen, wenn sie im Rahmen der Amtshilfe gefordert wird. Eine weitere lebensrettende Fähigkeit der Bundeswehr ist der SAR-Dienst (SAR: search and rescue, dt.: Suche und Rettung). Das Heer ist mit seinen Hubschraubern verantwortlich für den SAR-Dienst im Landgebiet.
Aufklärung im Heer
Die effiziente und wirksame Beschaffung von Informationen ist ein grundlegender Bestandteil des militärischen Nachrichtenwesens. Die Heeresaufklärungstruppe ist die Abteilung des Heeres, die alle relevanten Informationen für den Truppenführer sammelt. Diese Informationen ermöglichen es ihm, fundierte Entscheidungen zu treffen, seine Operationen zu planen und das Gefecht erfolgreich zu führen. Dabei werden Informationen über den Feind, andere Kräfte in der Umgebung und das Gelände gesammelt. Moderne Analyse- und Datenverarbeitungsmethoden werden eingesetzt, und es werden auch spezialisierte Kräfte wie Fernspäher eingesetzt. Diese können hinter den feindlichen Linien vordringen, um die Situation dort zu erkunden und wichtige Informationen zu sammeln.
Kampf im unwegsamen Gelände
Die Soldatinnen und Soldaten des Heeres müssen sich auf die Landes- und Bündnisverteidigung vorbereiten. Da das Bündnisgebiet auch unwegsame Regionen mit langen Wintermonaten umfasst, trainieren die Gebirgsjäger und Spezialkräfte den Winterkampf und den Einsatz in schwierigem Gelände. Zusätzlich üben die verschiedenen Truppengattungen des Heeres den Kampf in städtischen Gebieten und Häuserkämpfen, einschließlich der Zusammenarbeit mit Kräften der Panzertruppe. Eine weitere gemeinsame wichtige Fähigkeit ist der „Joint Fire Support“, also die taktische Feuerunterstützung, bei der Soldaten des Heeres in Bereichen wie Gefechtsfeldüberwachung, Zielidentifikation und Zielbezeichnung unterstützen.
Die Zukunft des Heeres: Das neue Zielbild
Das Heer orientiert sich gegenwärtig stärker auf die Landes- und Bündnisverteidigung und plant umfassende Strukturveränderungen. Im Fokus steht das sogenannte „Zielbild Einsatzkräfte Heer“, welches vorsieht, wie insgesamt 60.820 Dienstposten im Heer künftig verteilt werden. Es werden drei kaltstartfähige Divisionen mit acht nationalen Brigaden für Landes- und Bündnisverteidigung aufgebaut. Diese Divisionen gliedern sich in Leichte, Mittlere und Schwere Kräfte, wobei die Brigaden der Mittleren Kräfte als zentrale Innovatoren für die Modernisierung des Heeres gelten. Des Weiteren wird eine Verschlankung alter Strukturen angestrebt, um die Einsatzbereitschaft zu erhöhen. Das Heer betont zudem die tiefe Integration des niederländischen Heeres in die eigenen Strukturen, welche die Effektivität erhöhen soll.
Trotz Veränderungen bleibt das Heer in Bezug auf seine Standorte weitgehend unverändert. Einige Aufträge und Umfänge an Standorten können sich jedoch ändern. Es ist auch geplant, Dienstposten von der Kampftruppe zur Kampf-, Einsatz- und Führungsunterstützung umzuverteilen, um das Heer kaltstartfähig und kriegstauglich zu machen. Abschließend wird betont, dass das Heer flexibel bleiben muss, um auf externe Veränderungen reagieren zu können. Das Zielbild dient dabei als Richtlinie, bindet aber nicht an einen festen Weg. Es bestimmt die Verteilung der Dienstposten, aber nicht deren Besetzung oder materielle Ausstattung, um das Heer kaltstartfähig und kriegstauglich zu machen. Abschließend wird betont, dass das Heer flexibel bleiben muss, um auf externe Veränderungen reagieren zu können.
Neue Heeresstruktur und Kräftekategorien
In den vergangenen Jahren hat das Deutsche Heer gezielte und stetige Anpassungen vorgenommen, um den Anforderungen der Bündnisverteidigung gerecht zu werden. Es geht nicht nur darum, bisherige Defizite zu beheben, sondern auch die zukünftige Ausrichtung des Heeres sicherzustellen und zu formen. Neben der wesentlichen Steigerung der Führungskompetenz und der Digitalisierung wird das Heer durch die Einführung neuer Mittlerer Kräfte auf sich wandelnde operative Gegebenheiten reagieren und somit einen Innovationsanstoß für die Entwicklung der Landstreitkräfte geben. Der 1. April 2023 stellt den Beginn der Kategorisierung in Leichte, Mittlere und Schwere Kräfte im Heer dar.
Durch die Kombination von Leichten, Mittleren und Schweren Kräften können die Landstreitkräfte effektiv ihre Rollen in der Landes- und Bündnisverteidigung sowie im Internationalen Krisenmanagement erfüllen.
Die leichten Kräfte des Heeres
Das Heer verfügt über leichte Kräfte, die durch ihre hohe Flexibilität und Spezialisierung charakterisiert sind und rasch per Luftfahrzeug zu ihrem Einsatzort transportiert werden können. Diese Kräfte sind Teil eines breiteren Fähigkeitsmixes, der auch mittlere und schwere Kräfte einschließt. Ab dem 1. April 2023 werden die Leichten Kräfte unter der Führung der Division Schnelle Kräfte (DSK) zusammengefasst, darunter die Gebirgsjägerbrigade 23, die Luftlandebrigade 1 und die niederländische 11. Luftmobile Brigade. Sie können weltweit rasch eingesetzt werden und gehören zu den schnellen Reaktionskräften von NATO, EU und Deutschland. Ausgerüstet mit Fahrzeugen wie dem Wiesel und dem Mörser bieten sie flexible Feuerunterstützung. Ihre Ausrüstung muss luftverlastbar sein, was oft bedeutet, dass sie leichter und weniger geschützt ist. Spezialisierte Einheiten, wie Gebirgsjäger, sind für den Kampf in schwierigen Geländen ausgebildet. Das KSK, ebenfalls den Leichten Kräften zugeordnet, wurde für spezielle, strategische Aufgaben eingerichtet. Alle leichten Kräfte müssen die höchste Kaltstartfähigkeit im Heer besitzen, da ihre Reaktionszeit am kürzesten ist.
Die mittleren Kräfte des Heeres
Die Mittleren Kräfte des Heeres zeichnen sich durch ihre hohe Mobilität und Durchsetzungsstärke aus, insbesondere im intensiven Gefecht. Diese Kräfte setzen hauptsächlich auf radbewegliche Gefechtsfahrzeuge und sollen durch Umgliederungen und das Hinzufügen von geeignetem Material, wie schweren Waffentürmen und Haubitzen, verstärkt werden. Sie können schnell und autonom in Einsatzgebiete verlegt werden und Effizienz, Mobilität und Schutz verbinden. Im Konflikt agieren sie als operative Vorhut, gewährleisten Raumgewinn durch ihre Geschwindigkeit und wirken Abschneidemaßnahmen entgegen. Ihre Vielseitigkeit macht sie ideal für internationales Krisen- und Konfliktmanagement. Zur Maximierung ihrer Effektivität wird kontinuierlich auch die digitale Führungskompetenz ausgebaut.
Die schweren Kräfte des Heeres
Schwere, mechanisierte Kräfte haben im Gefecht der verbundenen Waffen eine zentrale Rolle, da sie aufgrund ihrer Ausstattung, wie Kampf- und Schützenpanzern, maximalen Schutz und Feuerkraft bieten. Ihre schwere Bewaffnung, Panzerschutz und taktische Mobilität sorgen für hohe Durchsetzungs- und Durchhaltekraft. Ihre auf Ketten basierenden Systeme ermöglichen taktische Flexibilität und den Betrieb unter verschiedensten Bedingungen. Allerdings sind sie aufgrund ihres hohen Gewichts und Kettenantriebs langsam zu verlegen und benötigen oft externe Unterstützung, z. B. durch Eisenbahnen oder Schwerlasttransporter. Dennoch, wenn bereits stationiert, wie bei der NATO-Mission in Litauen, können sie sofort eingesetzt werden. Ihre beeindruckende Kampfkraft, insbesondere wenn sie an der Bündnisgrenze stationiert sind, dient als Abschreckungsmittel.
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